Die Charter

Das Mittelalter und besonders die Welt der Zisterzienser erfreut sich bei Touristen, Historikern und Liebhabern der Kunstgeschichte großer Beliebtheit. Dieses große Interesse ist die Grundlage für die Gründung der Charte, deren Ziel es ist, die öffentlich zugänglichen Zisterzienserabteien und –stätten zu vereinigen.

Die zisterziensische Klosterlandschaft – Wiederentdeckung einer spezifischen Kulturlandschaft

Seit seiner Gründung im Jahr 1098 hat Citeaux, dank eines Willens zur Vervollkommnung, seine Zeit geprägt und viele junge Adlige wie Bernhard von Clairvaux angezogen. In der Askese beachtete der Orden die beiden Prinzipien der Benedictus-Regel: beten und arbeiten. Die zisterziensischen Klöster, deren Grangien, Kellereien, Mühlen und Schmieden ausserhalb der Klostermauern entwickelten – gestützt durch einen Glauben der die Arbeit als Gebet betrachtete – eine beachtliche Bewirtschaftung des ländlichen Gebietes mit einer strukturierten Vernetzung von mehreren hundert Einrichtungen. Abseits der Städte kann man noch immer diese Zisterzienserabteien entdecken, die nach Léon Pressouyre „damit fortfahren eine in die Landschaft, die Wälder und die Steine eingeschriebene Lektion zu verbreiten. Weder die Ideologien, noch die historischen Modelle haben so viele Folgen gehabt. Die zisterziensischen Lektionen zur Beherrschung der Natur, der Techniken und der Gebäude haben heute den Wert eines einzigartigen Zeugnisses.“ Die zisterziensische Klosterlandschaft verkörpert einen verlorenen Mythos, eine perfekte ländliche, sozusagen ökologische Welt – im Gegensatz zu unserer städtischen Welt, die die der entfremdeten Arbeit ist.

Das zisterziensische Erbe – die Betreuung der Denkmäler

An der Seite der „lebendigen“ Abteien, die sich immer noch auf Citeaux beziehen, gibt es in Europa ein beachtliches Erbe, das von den 750 Männerabteien und 1000 Nonnenklöstern abstammt, die vom Zisterzienserorden vor der französischen Revolution gegründet wurden. Mehrere hundert dieser Stätten sind öffentlich zugänglich, werden von ihren privaten oder öffentlichen Besitzern unterhalten oder werden von Vereinigungen in Wert gehalten. Sowohl die einen, als auch die anderen vertiefen die Geschichte der zisterziensischen Bewegung, verkörpert in den bei ihnen erhaltenen Gebäuden. Sie leisten hinsichtlich der baulichen Unterhaltung der Gebäude einen beträchtlichen finanziellen Beitrag und nehmen an der Entwicklung des lokalen Tourismus teil. Darüber hinaus haben sie die schwierige Aufgabe, eine immer größer werdende Öffentlichkeit über das Wesen des Mönchtums und die Grundlagen der zisterziensischen Welt zu informieren.

Die Charte – ein Verband der Zisterzienserstätten im Netzwerk

1988 trafen sich in Pontigny die Verantwortlichen mehrer Abteien, um sich auszutauschen über ihre Erfahrungen mit der Organisation von Besichtigungen, die Beziehungen zu Kontrollorganen der Verwaltungen, die Zusammenarbeit mit Historikern etc.. 1993 wurde die Charte in Fontenay geboren und deren Statuten unterstreichen die kulturelle und touristische Bestimmung der Bewegung, ohne jede religiöse oder politische Ausrichtung. Jedes Mitglied behält eine vollkommene Selbständigkeit in der Geschäftsführung. Doch die Mitgliedschaft bestärkt ein Netzwerk, zu dem einerseits die großen Stätten als Ziele des Kulturtourismus gehören, andererseits auch die weniger bekannten Stätten: die einen als öffentlicher Besitz, die anderen als Privatbesitz, einige noch von zisterziensischen Gemeinschaften bewohnt, andere, die zu touristischen Zielen wurden. Neben den Stätten, die die Architektur des Ursprungs bewahren konnten, gehören zur Charte auch jene Stätten, die schöne Reste – und seien es nur Ruinen – der ehemaligen Anlage bewahren und damit die Erinnerung an eine zisterziensische Klosterlandschaft wach halten.

Die Besitzer der Grangien, der Mühlen oder der Kellereien, die zur Bekanntheit der Zisterzienser beigetragen haben, sind selbstverständlich dazu eingeladen, sich dem Netzwerk der Charte anzuschließen. 1994 schloss sich die belgische Abtei Villers der Charte an und damit wurde die Charte europäisch. Sie ist seitdem in mehr als zehn europäischen Ländern vertreten und drei der Stätten gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Auf Grund dieser Entwicklung und der geographischen Verteilung der Stätten wurden die Ursprungsstatuten auf der Generalversammlung am 1. Mai 2009 in Alcobaca modifiziert.

Indessen haben die Unterzeichner der neuen Statuten unterstrichen, dass die Charte an erster Stelle eine geistige Verbundenheit und Freundschaft zwischen den Betreibern der Stätten bleiben soll. Bei aller kulturellen und touristischen Fortentwicklung haben sie die Verpflichtung des „genius loci“.

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